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Selbstportrait Auf diesen Internetseiten befinden sich Dokumentationen und Informationen zu den Kunstarbeiten von EIKE.
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EIKE wird von der Erika Deák Galerie in Budapest vertreten:
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E-mail: deakgal@c3.hu, Internet: www.deakgaleria.hu

Herzlichen Dank für ihre langjährige Hilfe und Unterstützung an:
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sowie an meine Familie: Andrea Regõs, Lola und Isabel

Vielen Dank für ihre Hilfe bei diesen Internetseiten: László Kovács, András Micsik, Ferenc MehrLicht

Diese Seiten befinden sich auf dem Server von SZTAKI, dem Forschungsinstitut für Computer und Automatisation der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Vielen Dank für die Betreuung!

Vorbesichtigung (Erika Deák 2002)

Photo: The Tunnel, Les Etablisements de Phonographique de l'Est, Paris 1993Eine fast fünf Meter hohe Säule aus Tageslicht. Durch um ein Deckenfenster dicht an dicht bis zum Boden hängende weiße Seile strömt das Tageslicht und bestimmt damit die Zeit- und Raumwahrnehmung. Schon in dieser Installation, The Tunnel, werden die Grundrichtungen in Eikes Kunst sichtbar. Eine davon ist die Nähe zum Natür­li­chen, zum ursprünglich Gegebenen, bzw. die Sehnsucht, daß die von ihm verwendeten Technologien in einem bestimmten Maße faßbar, menschlich blieben. Eike will mit seinen Arbeiten eine Beziehung zwischen den Objekten und ihren Betrachtern herstellen; so wirken seine Werke nicht einfach rational erklärend, sondern auch spontan und emotional.

Photo: detailtDie Arbeit Virtuality Machine besteht hauptsächlich aus einem Würfel aus halbdurchsichtigen Spiegeln. Im Inneren des Würfels befindet sich eine einzige Glühbirne, deren Licht langsam pulsiert. In der Dunkelphase der Lampe sieht sich der Betrachter im Spiegel selbst. Sobald die Glühbirne leuchtet, spiegelt sie sich innerhalb des Würfels, nicht einmal, sondern hundertmal, tausendmal, unendlichfach, auf jeder Seite, aus jedem Winkel gesehen. Als wären wir im Wunderkabinett eines Jahrmarktes – oder auch wieder nicht, denn der Betrachter selbst bleibt außerhalb des Spiegelraumes. Als wäre dieser ein mit den einfachsten technischen Mitteln konstruierter virtueller Raum. Wir würden gerne hineingehen, aber das ist nicht möglich, auch wenn wir den Spiegelraum sich in den realen Raum hinein ausdehnen sehen.

Photo: Bartók-32-Gallery, Budapest 1995Als würde man uns Honig ums Maul schmieren, zeigt er etwas, dieses aber wiederum nicht ganz, und genau das ist das Spannende daran. Eike legt die Grundstimmung fest, woraufhin der Betrachter entscheiden muß, was er damit anfängt. In jeder seiner Arbeiten formuliert er sehr deutlich, daß wir immer nur eine Seite von etwas sehen, immer nur einen Standpunkt einnehmen können, und dadurch wird klar, daß es in der Welt genauso wie in der Kunst keine absoluten Wahrheiten geben kann. Bei der Arbeit Escape dreht sich ein Monitor auf einem Sockel stetig um sich selbst, auf dem Bildschirm dreht sich ein Globus in derselben Geschwindigkeit. Der Betrachter kann den Globus von allen Seiten sehen, wenn er sich mit dem Monitor bewegt. Auf einen Blick aber sieht er immer nur eine Seite, niemals die ganze Weltkugel.

Still from the continously counting imageDiese Erkenntnis beruhigt nicht, sondern löst Neugierde, die Sehnsucht nach dem Verständnis der Unendlichkeit und nach persönlicher Interpretation aus. X=X+1 (INCREmental) ist die vielleicht banalste und dabei direkteste Arbeit. Scheinbar handelt es sich um einen unendlichen Film, in dem Eike von Eins bis ins Unendliche zählt, bzw. bis irgendwohin, denn in Wirklichkeit ist es natürlich unmöglich, bis zu etwas zu zählen, was es eigentlich nicht gibt. Das könnte sogar eine Metapher für Kunst sein – wir probieren, arbeiten, versuchen uns in Dorian Gray zu verwandeln, aber genauso, wie wir nie alles auf einmal sehen können, schaffen wir es auch nicht, alles kennenzulernen und sichtbar zu machen. So kompliziert die Arbeit technisch sein mag, so einfach und menschlich ist ihre Botschaft.

Photo: The Stage, Mûcsarnok, Budapest 2001Bei Eike wird trotz der Verwendung von Technik das Medium nicht zur Botschaft, sondern die angewandten Technologien bleiben Gestaltungsmittel. Den Computer benutzt er zum Beispiel nicht in erster Linie zur Bildherstellung, sondern er nutzt die grenzlosen Möglichkeiten der Programmierbarkeit aus. Auf der Bühne der Installation The Stage speichert ein Computer Rhythmus und Entfernung der Schritte, und auf der Grundlage der gesammelten In­for­mationen wird die Musik zusammengestellt. Wenn jemand lange und regelmäßig tanzt, entstehen vielschichtige Rhythmen und Melodien. Wenige Schritte lösen einfache Klänge aus.

Die „Vermenschlichung” der Technik wird auch in anderen Arbeiten deutlich, am stärksten dann, wenn sie durch das Tanzen kontrapunktiert wird. Der Tanz ist die ursprünglicheste Manifestation der Raumerfahrung. Still from the videoDer Tänzer, oft Eike selbst, bewegt sich intuitiv, innerhalb seiner natürlichen Grenzen oder denen eines von ihm gebauten Rahmens. Auch in Golden Cage wird wieder offensichtlich, daß es überall Schranken gibt, seien es auch die vom Künstler selbst aufgestellten. Eike tanzt nach einem Lied, das nur er selbst hört, der Besucher tastet in der Stille, bzw. versucht den Rhythmus zu erraten. Der Rahmen ist gegeben, und wenn der Tänzer sich weiterhin frei bewegen will, muß er sozusagen seinen eigenen Körper dafür opfern.

Obwohl der Körper in eine starre Form gepreßt ist, strahlt der Tanz eine unbändige Freiheit und Befreitheit aus. Wir sehen den Tanz eines Menschens, der auf seine Erfahrung bauend mutig sich selbst Grenzen ziehen kann. Die Emotionen und Erkenntnisse sind das Wichtigste, denn bei Eike ist es offensichtlich, was am Anfang stand: Der Gedanke, das Gefühl und die Erfahrung, erst danach kommt die Wahl des zur genauesten Formulierung des Mitzuteilenden geeigneten Mediums.

Die künstlerische Selbstsicherheit Eikes basiert auf dem breiten Spektrum seiner Arbeiten: Objekte, Fotos, Videos, Installationen und Computerarbeiten. Darüber hinaus kuratiert er auch Ausstellungen mit den Arbeiten anderer Künstler – als wolle er immer die ideale Ausstellung zusammenstellen. Diese muß wiederum viele Gesichtspunkte, die verschiedensten Sichtweisen enthalten. Eike lebt seit mehr als zehn Jahren in Ungarn. Er lebt dort wo und macht das, was er mag. Genau diese Freiheit vermittelt er auch in seinen Werken.

Text zum Katalog EIKE 1992-2002